Ganz im Zeichen der von BfN, DDA, LfU Bayern und LBV in diesem Jahr stark beworbenen Monitorings für alpine Vögel stand der erste Teil des Stammtisch-Abends. Über 20 interessierte Teilnehmer bekamen dabei von Alexandra Fink, LBV Hilpoltstein einen Überblick über die unterschiedlichen Optionen präsentiert, die es gibt, um Vögel im Gebirge zu erfassen und zu bewerten. Leider existieren für den Lebensraumtyp Alpen bisher keine belastbaren Zahlen, um fundierte Aussagen über Zustand und Entwicklungstendenzen zu machen. Für die anderen deutschen Hauptlebensraumtypen Agrarland, Wälder, Siedlungen, Binnengewässer und Küsten/Meere bilden diese Zahlen – auch Indikatoren genannt – bereits ausreichend gute Werte ab. Aus diesen Zahlen lässt sich ableiten, ob Deutschland wirksam den gesetzten Biodiversitäts-Zielen näher kommt. Möglichkeiten zur (ehrenamtlichen) Unterstützung im alpinen Bereich gibt es verschiedene, die sich stark von Arbeits-Umfang und Verwertbarkeit unterscheiden. Die Spanne reicht von klassischen Gelegenheitsbeobachtungen im Gebirge, die via ornitho.de notiert werden bis hin zu bekannten Programmen der Monitorings seltener Brutvögel (MsB, Spechte/Eulen) und häufiger Brutvögel (MhB). Es hat sich herausgestellt, dass der Arbeitsaufwand des klassischen Monitorings häufiger Brutvögel mit seinen 4 Begehungen im Frühjahr, insbesondere im Hochgebirge, viele Kartierer abgeschreckt hat. Als Anpassung wurde das Monitoring Hochgebirgsvögel (MHg) neu aufgesetzt, das Zählgebiete im Hochgebirge jenseits der Baumgrenze im Fokus hat. Hierfür ist nunmehr nur noch eine Begehung im Frühsommer nach Schneeschmelze durchzuführen. Auch das Monitoring in der Bergwald-Zone ist jetzt eine abgespeckte Version vom MhB mit einer Begehung weniger (3 statt 4). Da die Chiemgauer Alpen im Einzugsgebiet der OAG liegen, wäre zu wünschen, dass sich der ein oder andere Berg-affine Vogelfreund dazu motivieren kann, hier aktiv mitzuhelfen. Neue zusätzliche Probeflächen – sowohl für MhB als auch für MHg – sind ganz frisch entweder über die Mitmachbörse des DDA zu sehen (MhB) oder können unter monitoring@lbv.de erfragt werden (MHg).

Zur Abrundung des Themas erzählte Johannes Almer, seit mehreren Jahren aktiv im Alpenvogel-Monitoring bei uns tätig, über seine Erfahrungen und Beobachtungen im Bergwald- und Almen-Bereich am Klausenberg. Gerne kann sich jeder Beobachter, der sich verstärkt im Gebirge engagieren will, bei uns melden: info@oag-chiemsee.de. Ideal wäre es, wenn wir die Berge uns untereinander ein wenig aufteilen, um eine möglichst breite Abdeckung zu bekommen.

Der zweite Teil des Abends blickte auf das vergangene Jahr zurück: Max Kurzmann hatte ein paar spannende Grafiken vorbereitet zu den Themen Erstankunft und Letztbeobachtung verschiedener Zugvögel, Zugstau-Analysen am Beispiel Gartenrotschwanz 2023, Revier-Erkennung von Karmingimpeln im Grabenstätter Moos auf Basis der ornitho-Meldungen, sowie Beobachtungsverteilung von Berglaubsänger und Dreizehenspecht im Chiemgau. Die Darstellung der anschaulichen Grafiken regen zu Interpretationen und Thesen an.

Im Anschluss knüpfte Marc Kurzmann an die vergangene Wasservogel-Zählsaison 2023/24 an. Ebenfalls mit Unterstützung zahlreicher Diagramme veranschaulichte er die Verteilung der verschiedenen Vogelgruppen sowohl zeitlich wie auch örtlich über die verschiedenen Monate hinweg. Auch ein Vergleich zu den verschiedenen Saisons davor wurde beleuchtet. Insgesamt 27 Zähler bearbeiteten die Zählstrecken in den Monaten September bis April mit einem Aufwand von insgesamt 135h. Dabei wurden 75 Wasservogelarten erfasst und 74.628 Wasservögel gezählt. Das Maximum mit 19.616 Wasservögeln wurde am 14. Oktober erfasst und die häufigste Art war das Blässhuhn. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die vergangene Saison verhältnismäßig hohe Herbst-Rastbestände hatte, die aber zum Winter und Frühjahr deutlich abnahmen. Von dieser Tendenz schienen im wesentlichen die Tauchenten und das Blässhuhn betroffen zu sein, während die Schwimmentenbestände vermutlich eher wasserstandsabhängig zu sein scheinen.

Die Vortrags-Folien zum Nachschauen gibt es hier: