Jahresrückblick 2023 erschienen

Gerade noch vor der „Verjährungsfrist“ hat es Max Kurzmann geschafft, den Jahresrückblick für 2023 fertigzustellen. Auf 33 Seiten wird das ornithologische Geschehen der Landkreise Rosenheim, Rosenheim Stadt und Traunstein für das Jahr 2023 zusammengefasst. Dabei ging Max bewusst über eine reine Auflistung der Beobachtungen hinaus, sondern konzentrierte sich verstärkt auf interessante Themen und Fragestellungen. Grundlage des Jahresrückblicks war die ornitho-Datenbank mit über 51.000 Einzelbeobachtungen für 2023.

Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen: Ornithologischer Jahresrückblick Chiemgau 2023

Wasservogelzählung Chiemsee: Ergebnisse Dezember 2024

Bei guten und relativ warmen Verhältnissen verlief die letzte Chiemsee-Wasservogelzählung des Jahres am 14.12.2024. Mit insgesamt 14.489 Wasservögeln lag die Zahl ziemlich genau im Dezember-Mittel der letzten 13 WVZ-Saisons (15.073 Ind.); betrachtet man aber die letzten 7 Saisons, wurden allerdings nur im Dez. 2021 mit 15.960 Ind. mehr Vögel gezählt. Diese Größenordnung der anwesenden Wasservögel ist seit Oktober recht beständig: Oktober: 14.242 ind., November: 14.149 Ind. und Dezember: 14.489 Ind.

Über die Zählung selbst lässt sich nicht viel Ungewöhnliches berichten. Betrachtet man als Vergleich die Dezember-Werte der vorangegangenen 12 WVZ-Saisons, gab es Ausschläge nach oben bei den Höckerschwänen mit einem Dezember-Maximum von 138 Ind., ähnlich bei Schnatterente (300 Ind., dritthöchster Wert) und Krickente (467 Ind., zweithöchster Wert). Ebenso präsentieren sich die Taucher zahlenmäßig überdurchschnittlich: Zwergtaucher (60 Ind., höchster Wert), Schwarzhalstaucher (54 Ind., dritthöchster Wert) und Prachttaucher (wie vergangenes Jahr 31 Ind.).

Demgegenüber stehen die Werte von Tafelente, mit 509 Ind. niedrigster Dezember-Wert und Kolbenente (7 Ind., zweitniedrigster Wert). Außerdem waren auch die Möwen durchgängig unterdurchschnittlich vertreten.

Der Reihe nach die Top-10 Arten: Blässhuhn (6.109 Ind. / 42,2%), Reiherente (3.549 Ind. / 24,5%), Stockente (1.067 Ind. / 7,4%), Graugans (776 Ind. / 5,4%), Tafelente (509 Ind. / 3,5%), Krickente (467 Ind. / 3,2%), Schellente (336 Ind. / 2,3%), Schnatterente (300 Ind. / 2,1%), Lachmöwe (288 Ind. / 2%), Haubentaucher (214 Ind. / 1,5%).

Die Verteilung der Top-5-Arten auf die verschiedenen Zählstrecken. Auffällig ist, dass sich an den zwei Stellen mit den größten Wasservogelmengen (Chiemsee-Westufer bzw. Schützing bis Hagenau am Ostufer) das Verhältnis zwischen Blässhuhn und Reiherente geradezu gegensätzlich darstellt: Am Westufer dominiert das Blässhuhn, während am Ostufer die Reiherente deutlich zahlreicher ist:

Das Verhältnis zwischen Schwimmenten, Tauchenten und Blässhuhn in dieser Saison von Sept-Dez. Der Anteil der Tauchenten schnellt im Oktober sprunghaft in die Höhe und nimmt seither langsam aber beständig ab, während das Blässhuhn eine leichte und beständige Zunahme zu verzeichnen hat. Der Schwimmentenbestand scheint dahingegen stark wasserstandsabhängig zu sein (siehe auch meine Zusammenfassung zur letzten WVZ-Saison):

Die nächste Zählung findet dann wieder am Samstag, 11.01.2025 statt. Bitte rechtzeitig melden, wenn eine Zählstrecke nicht wahrgenommen werden kann, damit wir entsprechend für Ersatz sorgen können.

Weiterhin habe ich noch die aktuellen Zahlen der parallel laufenden Kormoran-Schlafplatzzählung zusammengestellt:

  • RO1 Vogelfreistätte Innstausee Freiham: 134 Ind.
  • RO2 Inn bei Fischbach: ???
  • RO3 Inn-Altwasser Pfaffenhofen: 0 Ind.
  • RO4 Inn bei Pfraundorf: 0 Ind.
  • RO5 Happinger See: nicht mehr geprüft
  • RO6 Langbürgner See: 126 Ind.
  • RO Prien/Osternach: 0 Ind.
  • RO Hartsee (Eggstätt): 37 Ind.
  • RO Hofsee (Eggstätt): nicht mehr geprüft
  • TS2 Tiroler Ache/Lachsgang: 0 Ind.
  • TS3 Waginger See: 0 Ind. (?)
  • TS4 Alz nördl. Truchtlaching (Poing): 0 Ind.
  • TS5 Hirschauer Bucht: nicht mehr geprüft
  • TS6 Krautinsel: nicht mehr geprüft
  • TS Bansee (Seeon): 7 Ind.   
  • TS Seebruck-Esbaum: 28 Ind.   
  • TS Tachinger See: nicht mehr geprüft
  • BGL Ainring: 18 Ind.

Auffällig ist hier die starke Fluktuation an den verschiedenen Schlafplätzen. Während Ainring zu Sainsonbeginn noch den größten Schlafplatz verzeichnete, sind mittlerweile der Inn bei Freiham und der Langbürgner See am bedeutendsten. Andere Schlafplätze haben sich mittlerweile komplett aufgelöst: Inn-Altwasser Pfaffenhofen, Prien/Osternach.

Wasservogelzählung Chiemsee: Ergebnisse November 2024

Ein wenig musste man sich zur November-Zählung am Samstag, 16.11.2024 gedulden, bis sich der dichte Morgen-Nebel dann um etwa 9:30 Uhr (zumindest am Westufer) zügig verzogen hatte. Aber dann boten sich den Zählern perfekte Verhältnisse bei Windstille und strahlendem Sonnenschein. Ganz im Gegensatz zur vorangegangenen Wasservogelzählung präsentierte sich der Wasserstand mittlerweile auf sehr niedrigem Niveau – beinahe schon auf Jahrestiefstand. Dementsprechend waren die schlick- und flachwasserliebenden Wasservögel durchweg mit überdurchschnittlichen Zahlen vertreten: genannt seien hier Schnatterente (581 Ind.), Pfeifente (44 Ind.), Krickente (370 Ind.), Spießente (50 Ind.), Löffelente (84 Ind.) und Bekassine (24 Ind.) – bei der Schnatterente handelt es sich sogar dem höchsten WVZ-Wert überhaupt seit mindestens 13 Jahren. Bei Krick-, Pfeif- und Spießente um die zweithöchsten Novemberzahlen und bei der Bekassine sogar die höchste Novemberzahl in diesem Zeitraum.

Spannend – weil dem regelmäßigen Vogelbeobachter am See sicherlich auch schon aufgefallen – ist die ebenfalls starke Anwesenheit von Eisvogel (9 Ind.) und Wasserralle (7 Ind.), in Absolutzahlen allerdings beide auf niedrigem Niveau.

Auf der anderen Seite stehen die Tauchenten und Säger: Tafelente (655 Ind.), Schellente (80 Ind.), Kolbenente (50 Ind.), Gänsesäger (51 Ind.) deutlich unterdurchschnittlich, Reiherente dahingehend (3.814 Ind.) auf gutem Durchschnittsniveau.

Die Gesamtsumme der vergangenen Wasservogelzählung liegt mit insgesamt 14.149 Ind. auf einem erwartbaren Niveau.

Hier noch der Reihe nach die Top-10 Arten: Blässhuhn (5.397 Ind / 38,1%), Reiherente (3.814 Ind / 27%), Graugans (1.199 Ind / 8,5%), Stockente (676 Ind / 4,8%), Tafelente (655 Ind / 4,6%), Schnatterente (581 Ind / 4,1%), Krickente (370 Ind / 2,6%), Haubentaucher (271 Ind / 1,9%), Lachmöwe (191 Ind / 1,3%), Höckerschwan (118 Ind / 0,8%).

Als Besonderheiten dieser Wasservogelzählung wären 4 Zwergscharben (die sich seit 22.10. am Chiemsee aufhalten), 1 Rothalstaucher und 3 Rohrdommeln zu nennen.

November-Verteilung von Blässhuhn und Tauchenten auf die Chiemsee-Zählstrecken

November-Verteilung der Schwimmenten auf die Chiemsee-Zählstrecken

Desweiteren will ich noch ein Update zur Kormoran-Schlafplatzzählung geben, die dieses Jahr wieder bayernweit durchgeführt wird. Folgende (potenzielle) Schlafplätze wurden bisher geprüft bzw. bezählt (angeg. Anzahl der letzten Zählung):

  • RO1 Vogelfreistätte Innstausee Freiham    145 Ind.
  • RO2 Inn bei Fischbach    ?
  • RO3 Inn-Altwasser Pfaffenhofen    Zahlen liegen mir nicht vor
  • RO4 Inn bei Pfraundorf    ?
  • RO5 Happinger See    0 Ind.
  • RO6 Langbürgner See    2 Ind.
  • RO Prien/Osternach    34 Ind.
  • RO Hartsee (Eggstätt)    30 Ind.
  • RO Hofsee (Eggstätt)    0 Ind.
  • TS2 Tiroler Ache/Lachsgang    ?
  • TS3 Waginger See    30 Ind.
  • TS4 Alz nördl. Truchtlaching (Poing)    0 Ind.
  • TS5 Hirschauer Bucht    0 Ind.
  • TS6 Krautinsel    0 Ind.
  • TS Bansee (Seeon)        10 Ind.   
  • TS Seebruck-Esbaum        32 Ind.   
  • TS Tachinger See    0 Ind.
  • BGL Ainring    52 Ind.

Wer weitere Schlafplätze kennt, ist herzlich eingeladen mitzumachen. Zur Koordination am besten mit uns Kontakt aufnehmen über info@oag-chiemsee.de.

Wasservogelzählung Chiemsee: Ergebnisse Oktober 2024

Der zur Septemberzählung hereingebrochene Dauerregen bescherte dem Chiemsee eine ungewöhnlich lang andauernde Hochwasserphase, die auch noch bei der vergangenen Oktoberzählung am 12.10. deutlich zu spüren war. Der Wasserstand lag mit 518,78m immer noch 58cm über Normalstand und erschwerte an einzelnen Stellen (z.B. Polizeisteg Prien) den Seezugang. Die Wiesenflächen insbesondere um den Irschener Winkel waren großflächig unter Wasser, sodass es nicht verwundert, dass gerade bei den Schwimmenten und auch den Limikolen deutlich geringere Zahlen zu verzeichnen waren, als zu erwarten wäre. Das fällt ganz deutlich bei den Krickenten (nur 8 Ind.!) und Spießenten (0 Ind.!) auf. Durch Beobachtungen an anderen Tagen wissen wir, dass beide Arten auf die überschwemmten Wiesenflächen ausgewichen sind, die nicht durch die WVZ abgedeckt wurden. Limikolen waren – mit Ausnahme des Großen Brachvogels – aufgrund der fehlenden Schlammflächen überhaupt nicht zu beobachten.

Wasserstandsentwicklung Stock/Chiemsee vom 1.Sept. – 26.Okt. 2024; Quelle: Hochwassernachrichtendienst Bayern

Insgesamt war die Gesamtzahl der verzeichneten Wasservögel mit 14.242.Ind. auf einem Niveau, das zwar deutlich unter dem des (rekordverdächtigen) Oktobers letzten Jahres liegt (19.616 Ind.), aber mehr oder weniger den Oktober-Durchschnitt der letzten Jahre widerspiegelt.

Das Blässhuhn ist weiterhin mit großem Vorsprung die häufigste Art am Chiemsee, hat aber mit 5.435 Ind. im Vergleich zum Vorjahr (9.868 Ind) deutliche Rückgänge – und auch im Vergleich zu den anderen Jahren ist die Zahl ungewöhnlich niedrig. Demgegenüber wurden bei den Tauchenten, insbes. Reiherente (3.708 Ind) und Tafelente (1.994 Ind.) eher überdurchschnittlich viele Vögel erfasst. Die Taucherzahlen liegen bei zu erwartenden Werten – hervorzuheben sind hier die drei beobachteten Rothalstaucher.

Hier noch der Reihe nach die Top-10 Arten: Blässhuhn (5.435 Ind / 38,2%), Reiherente (3708 Ind / 26%), Tafelente (1994 Ind / 14%), Graugans (977 Ind / 6,9%), Stockente (578 Ind / 4,1%), Haubentaucher (422 Ind / 3%), Lachmöwe (396 Ind / 2,8%), Schnatterente (212 Ind / 1,5%), Großer Brachvogel (118 Ind / 0,8%), Löffelente (60 Ind / 0,4%).

Die Oktober-Entwicklung von Blässhuhn, Reiherente und Tafelente über die letzten Jahre

Sensationelle Beobachtung eines Weißbürzelseglers

Weißbürzelsegler am 12.10.2024, Bruckmühler Kiesweiher; © Stefan Tewinkel

Die Beobachtung am vergangenen Samstag Vormittag, 12. Oktober 2024 im westlichen Landkreis Rosenheim hat für große Aufregung in der Ornithologenszene gesorgt: Stefan Tewinkel hat am Bruckmühler Kiesweiher einen Weißbürzelsegler (Apus caffer) beobachten und auch gute Belegfotos davon machen können. Soweit mir bekannt, wäre das der erste Nachweis dieser Art für ganz Deutschland (vorbehaltlich der Bestätigung durch die Deutsche Avifaunistische Kommission (DAK)). Nach Aussage von Stefan Tewinkel hielt sich der Segler unter einer Gruppe von über dem Wasser fliegenden Rauchschwalben auf. Der Weißbürzelsegler ist nahe verwandt mit dem bei uns verbreiteten Mauersegler, allerdings ein wenig kleiner und insbesondere durch den namengebenden weißen Bürzel leicht zu unterscheiden. Das Hauptverbreitungsgebiet ist der afrikanische Kontinent. Seit 1966 brütet er auch in Europa, Anfangs in der Provinz Cadiz – mittlerweile an weiteren Stellen in Südspanien und Portugal mit einer Population von etwa 200 Brutpaaren. Auf Korsika gibt es seit 2022 ein kleines Brutvorkommen. Spannend bleibt die Frage, warum ausgerechnet Mitte Oktober deutlich nördlich des kleinen europäischen Brutgebiets, in dem die Vögel eigentlich bis dahin über Gibraltar in den Süden gezogen sein sollten, der Segler im Süden Deutschlands auftaucht – zusammen mit Schwalben, die sich auf den Weg in den Süden machen.

Weitere Nachweisbilder von Stefan Tewinkel sind auf ornitho.de zu bestaunen: https://www.ornitho.de/index.php?m_id=54&mid=1158762

Weitere interessante Beobachtungen in der Region der letzten Tage: durchziehende Kleinvögel wie diverse Pieper (u.a. Rotkehlpieper), vereinzelte Bergfinken, Lerchen (u.a. Heidelerchen), Ringdrosseln, Rotdrosseln, die ersten Raubwürger im Herbst, starker Ringeltaubenzug; Kuhreiher bei Vogtareuth, Seidenreiher an der Prienmündung, Zwergmöwen im Aiterbacher Winkel und die ersten herbstlichen Prachttaucher am See.

Der Herbst bleibt spannend!

Jahresexkursion 2024 der OAG Chiemsee

Ornithologen beim Diskutieren © Alwin Schneider, 2024

Aufgrund der akuten Nebel-Vorhersage für den Sonntag Vormittag wurde der Termin für die Exkursion der OAG Chiemsee kurzfristig auf eine Stunde nach hinten verschoben. Und so wurden wir vom Nebel verschont: die Nebelgrenze verlief quer durch Prien – nach Norden dicke „Suppe“, nach Süden freie Sicht und Sonne. Somit trafen sich dann knapp 20 Vogelinteressierte am 6. Oktober 2024 um 9 Uhr bei idealen Wetterverhältnissen am Irschener Winkel. Durch den immer noch vorherrschenden sehr hohen Wasserpegel – rund 60 cm über Normalstand – war allerdings einerseits der Aktionsradius zum Beobachten vom Ufer aus eingeschränkt, andererseits waren aber auch Vögel der Flachwasser- und Schlammzonen, die sich sonst gerne auf den Schlickflächen des Irschener Winkels aufhalten, diesmal nicht zu sehen. Immerhin konnten doch eine Reihe der typischen Wasservögel dort ausgemacht werden: Eisvogel, diverse Enten (Spieß-, Schnatter-, Löffel-, Reiher-, Tafel-, Moorenten), Rohrweihe, Rotmilan, Hauben-/Zwerg- und Schwarzhalstaucher. Auch kleinere Gruppen mit Rauch-, Mehl- und sogar Uferschwalben flogen flach über dem Wasser. Kleine „Sensationen“ wie die Schwalbenmöwe vor zwei Jahren waren allerdings dieses Mal nicht dabei. Umso mehr wurde die Exkursion auch dazu genutzt, sich rege über vogel- und naturkundliche Themen auszutauschen, sowie neueste Erkenntnisse und Geschehnisse zu diskutieren. Die Gespräche wurden dann im Anschluss noch im Cafe Neuer in Prien bei einem Imbiss fort geführt. Kurzum: eine runde Veranstaltung vieler aktiver Ornithologen und Naturschützer aus der Region, die gerne auf Wiederholung wartet.

Kormoran-Schlafplatzzählung 2024/25 – Aufruf um Mithilfe

Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V. (LBV) organisiert zusammen mit dem Landesfischereiverband Bayern (LFV) im Auftrag des Landesamts für Umwelt (LfU) in der Saison 2024/25 wieder eine bayernweite Schlafplatzzählung des Kormorans. Diese Zählungen finden turnusmäßig alle zwei Jahre statt und sollen über die Jahre hinweg die Entwicklung der Rastbestände in Bayern erfassen, um belastbare Zahlen und Argumentationshilfen zum Thema Bestandsentwicklung, Fraßschäden und Vergrämung zu liefern.

Für die Erfassung der Bestände macht man sich der Eigenschaft zunutze, dass sich die Kormorane aus einem gewissen Umkreis in größerer Zahl zur Dämmerungszeit an einem geeigneten (meist ungestörten) Schlafplatz sammeln, um dort zu übernachten. Dort lassen sie sich dann abends bei Sonnenuntergang zählen. Die Zählungen selbst sind auf die Termine um die monatlichen Wasservogelzählungen (Wochenende zur Monatsmitte zwischen September und April) gelegt. Aus unserer Region (Landkreise Rosenheim/Traunstein und Berchtesgadener Land) sind eine Handvoll Schlafplätze bekannt, bei weiteren ist der Status momentan unklar. Wir rufen an dieser Stelle zur Mithilfe bei der Zählung auf. Es soll ein möglichst vollständiges Gesamtbild der bei uns anwesenden Kormorane ermittelt werden. Dafür würden wir uns freuen, wenn sich Freiwillige finden, die uns entweder besetzte Schlafplätze melden oder sogar bereit sind, die Schlafplatzzählungen durchzuführen. Wer Fragen dazu hat oder mitmachen möchte, kann sich gerne bei uns melden: info@oag-chiemsee.de. Wir würden dann die Zählung für die Region koordinieren und mit dem LBV abstimmen.

Die Ergebnisse früherer Zählungen finden Sie auf der Website des Bayerischen Landesamtes für Umwelt: https://www.lfu.bayern.de/natur/vogelschutzwarte/kormoranmanagement/index.htm

Vielen Dank

Eure OAG-Chiemsee

Wasservogelzählung Chiemsee: Ergebnisse September 2024

starker Dauerregen, hoher Wasserstand, unangenehmer Westwind, hoher Wellengang, eingeschränkte Sicht, Temperaturen nicht weit entfernt vom Nullpunkt – die Verhältnisse zum Zähl-Saisonauftakt am 14. September konnten kaum schlechter sein!

Nicht ganz verwunderlich ist daher, dass die Zahlen durchgehend auf niedrigem Niveau liegen und auch nicht in allen Bereichen mit den Zahlen der vergangenen Saisons vergleichbar sind; insgesamt waren es dementsprechend gerade mal 6.326 Wasservögel – verglichen mit den 12.293 Ind. im vergangenen September nur gut die Hälfte! Was bei nüchterner Betrachtung erschreckend wirkt, kann bei genaueren Analysen in Teilen etwas relativiert werden.

Vielleicht hilft bei der Vergleichs-Analyse auch die Aufteilung in Artengruppen:

Artgruppe09/202409/2023Mittel 2018-2023%-Abweichungen zu 2023 / Mittel 2018-2023
Schwäne/Gänse128110758411,56% / 21,91%
Schwimmenten31869791145,62% / 34,91%
Tauchenten11692572304345,45% / 38,42%
Säger371786320,79% / 58,73%
Taucher22437747159,42% / 47,56%
Kormorane/Reiher/Störche7421517034,42% / 43,53%
Rallen43116378563967,59% / 76,45%
Limikolen, Möwen, Seeschwalben6476313488,39% / 4,75%

Was auffällt: die Gruppen der Schwäne/Gänse und Limikolen/Möwen/Seeschwalben sind – verglichen mir den Vorjahren eindeutig unterrepräsentiert. Erklärbar sicherlich auch durch den hohen Wasserstand: den Limikolen boten sich keine Uferrastplätze mehr an und die Möwen / Graugänse lockten eher die überschwemmten Wiesen der Umgebung an. Eine ähnliche Erklärung – aber nicht ganz so gravierend – ist vermutlich auch für die Schwimmenten / Reiher gültig.

Bei den Tauchern kann man annehmen, dass durch die schlechte Sicht mit Wellengang und Gischt diese nicht alle im offenen Wasser erkannt werden konnten. Bleiben noch die zahlenmäßig größten Gruppen: Tauchenten und Rallen. Hier ist davon auszugehen, dass die ermittelten Zahlen mit einer geschätzten Abweichung von ca. 10-20% realistisch sind. Bei den Blässhühnern gab es tatsächlich auch schon Jahre mit geringeren September-Zahlen. Die Tauchenten, und hier insbes. die Reiherente, scheinen sich meiner Einschätzung nach in diesem Herbst bisher noch nicht in den Mengen am See aufzuhalten, wie in der Vergangenheit üblich.

Betrachtet man die einzelnen Gebiete, so sind die größten Bestands-Einbrüche für den Aiterbacher Winkel (389 vs 1.778 Ind) und die Hirschauer Bucht (1.000 vs 3.895 Ind) zu verzeichnen.

Sicherlich auch ganz klar den Wetterverhältnissen geschuldet ist die geringe Artenzahl gewesen. Spitzenreiter war der Irschener Winkel mit gerade mal 16 Arten – wenig, verglichen mit dem September 2023, an dem es dort 20 Arten waren und am Aiterbacher Winkel sogar 23.

Hier noch der Reihe nach die Top-10 Arten: Blässhuhn (4.311 Ind / 68,1%), Reiherente (505 Ind / 8%), Tafelente (380 Ind / 6%), Kolbenente (245 Ind / 3,9%), Stockente (185 Ind / 2,9%), Haubentaucher (166 Ind / 2,6%), Höckerschwan (127 Ind / 2%), Kormoran (62 Ind / 1%), Löffelente (52 Ind / 0,8%), Zwergtaucher (51 Ind / 0,8%).

Die Artenzusammensetzung und Gesamtmengen an den verschiedenen Zählstrecken

Wasservogelzählung Chiemsee: Saison 2023/24 in Zahlen

  • 8 Zähltage zwischen 16.09.2023 und 13.04.2024
  • 14 Zählstrecken
  • 27 Zähler – davon ca. 18 regelmäßig
  • ca. 135h Gesamt-Aufwand an 8 Zähltagen; d.h. pro Zähltag fast 17h
  • 75 Wasservogel-Arten (vergl. 2022/23: 63)
  • 74.628 gezählte Wasservögel (vergl. 2022/23: 80.676)
  • Maximum: 19.616 Wasservögel am 14.10.2023
  • Minimum: 1.791 Wasservögel am 13.04.2024
  • Maximal 42 Arten am 14.10.2023 und 16.03.2024
  • Minimal 30 Arten am 17.02.2024
  • Art mit der höchsten Tagessumme: Blässhuhn mit 9.868 am 14.10.
Verteilung der Wasservogel-Gruppen pro Zählmonat

Weitere Informationen mit vielen weiteren Grafiken sind auch kompakt in folgendem Dokument erhältlich: OAG-Chiemsee-Stammtisch_04-2024_Rueckblick-WVZ

OAG-Stammtisch April 2024: Alpenvogelmonitoring, Jahresrückblick in Grafiken, Wasservogelzählung Saison 2023/24

Ganz im Zeichen der von BfN, DDA, LfU Bayern und LBV in diesem Jahr stark beworbenen Monitorings für alpine Vögel stand der erste Teil des Stammtisch-Abends. Über 20 interessierte Teilnehmer bekamen dabei von Alexandra Fink, LBV Hilpoltstein einen Überblick über die unterschiedlichen Optionen präsentiert, die es gibt, um Vögel im Gebirge zu erfassen und zu bewerten. Leider existieren für den Lebensraumtyp Alpen bisher keine belastbaren Zahlen, um fundierte Aussagen über Zustand und Entwicklungstendenzen zu machen. Für die anderen deutschen Hauptlebensraumtypen Agrarland, Wälder, Siedlungen, Binnengewässer und Küsten/Meere bilden diese Zahlen – auch Indikatoren genannt – bereits ausreichend gute Werte ab. Aus diesen Zahlen lässt sich ableiten, ob Deutschland wirksam den gesetzten Biodiversitäts-Zielen näher kommt. Möglichkeiten zur (ehrenamtlichen) Unterstützung im alpinen Bereich gibt es verschiedene, die sich stark von Arbeits-Umfang und Verwertbarkeit unterscheiden. Die Spanne reicht von klassischen Gelegenheitsbeobachtungen im Gebirge, die via ornitho.de notiert werden bis hin zu bekannten Programmen der Monitorings seltener Brutvögel (MsB, Spechte/Eulen) und häufiger Brutvögel (MhB). Es hat sich herausgestellt, dass der Arbeitsaufwand des klassischen Monitorings häufiger Brutvögel mit seinen 4 Begehungen im Frühjahr, insbesondere im Hochgebirge, viele Kartierer abgeschreckt hat. Als Anpassung wurde das Monitoring Hochgebirgsvögel (MHg) neu aufgesetzt, das Zählgebiete im Hochgebirge jenseits der Baumgrenze im Fokus hat. Hierfür ist nunmehr nur noch eine Begehung im Frühsommer nach Schneeschmelze durchzuführen. Auch das Monitoring in der Bergwald-Zone ist jetzt eine abgespeckte Version vom MhB mit einer Begehung weniger (3 statt 4). Da die Chiemgauer Alpen im Einzugsgebiet der OAG liegen, wäre zu wünschen, dass sich der ein oder andere Berg-affine Vogelfreund dazu motivieren kann, hier aktiv mitzuhelfen. Neue zusätzliche Probeflächen – sowohl für MhB als auch für MHg – sind ganz frisch entweder über die Mitmachbörse des DDA zu sehen (MhB) oder können unter monitoring@lbv.de erfragt werden (MHg).

Zur Abrundung des Themas erzählte Johannes Almer, seit mehreren Jahren aktiv im Alpenvogel-Monitoring bei uns tätig, über seine Erfahrungen und Beobachtungen im Bergwald- und Almen-Bereich am Klausenberg. Gerne kann sich jeder Beobachter, der sich verstärkt im Gebirge engagieren will, bei uns melden: info@oag-chiemsee.de. Ideal wäre es, wenn wir die Berge uns untereinander ein wenig aufteilen, um eine möglichst breite Abdeckung zu bekommen.

Der zweite Teil des Abends blickte auf das vergangene Jahr zurück: Max Kurzmann hatte ein paar spannende Grafiken vorbereitet zu den Themen Erstankunft und Letztbeobachtung verschiedener Zugvögel, Zugstau-Analysen am Beispiel Gartenrotschwanz 2023, Revier-Erkennung von Karmingimpeln im Grabenstätter Moos auf Basis der ornitho-Meldungen, sowie Beobachtungsverteilung von Berglaubsänger und Dreizehenspecht im Chiemgau. Die Darstellung der anschaulichen Grafiken regen zu Interpretationen und Thesen an.

Im Anschluss knüpfte Marc Kurzmann an die vergangene Wasservogel-Zählsaison 2023/24 an. Ebenfalls mit Unterstützung zahlreicher Diagramme veranschaulichte er die Verteilung der verschiedenen Vogelgruppen sowohl zeitlich wie auch örtlich über die verschiedenen Monate hinweg. Auch ein Vergleich zu den verschiedenen Saisons davor wurde beleuchtet. Insgesamt 27 Zähler bearbeiteten die Zählstrecken in den Monaten September bis April mit einem Aufwand von insgesamt 135h. Dabei wurden 75 Wasservogelarten erfasst und 74.628 Wasservögel gezählt. Das Maximum mit 19.616 Wasservögeln wurde am 14. Oktober erfasst und die häufigste Art war das Blässhuhn. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die vergangene Saison verhältnismäßig hohe Herbst-Rastbestände hatte, die aber zum Winter und Frühjahr deutlich abnahmen. Von dieser Tendenz schienen im wesentlichen die Tauchenten und das Blässhuhn betroffen zu sein, während die Schwimmentenbestände vermutlich eher wasserstandsabhängig zu sein scheinen.

Die Vortrags-Folien zum Nachschauen gibt es hier: