Klar erkennbar sollen sie sein: bunte, möglichst große individuelle Markierungen an Vögeln.

Waren es in früherer Zeit in der Mehrzahl kleine silberne mit einer Nummer der Vogelwarte versehene Ringe am Bein des Vogels, fallen seit geraumer Zeit vermehrt Markierungen auf, die große Ziffern-Buchstabenkombinationen enthalten und oft bunt sind. Die klassischen kleinen Beinringe sind nur bei Wiederfang oder nach Todfund des Vogels lesbar, während die auffälligen Markierungen, die immer zusätzlich zu den klassischen Metallringen angebracht werden, das Ziel haben im Idealfall die Identifikation des lebenden Vogels direkt in der Natur zu ermöglichen. Es sind mittlerweile unterschiedliche Markierungsarten üblich: (farbiger) Ring bzw. Ringkombinationen mit großen Buchstaben / Ziffern, farbige Hals-Manschetten, ebenfalls mit Ziffern-Buchstabenkombinationen, Schnabelring. Bei großen Vögeln kommen auch individuelle Ausbleichungen von Federn vor (diese Methode wird u.a. auch für die bei uns in den Alpen ausgewilderten Bartgeier verwendet). Allen diesen Markierungsmethoden gemein ist, dass sie bereits im Feld durch reines Beobachten ablesbar sind. Die Beringsungsprojekte in Europa sind untereinander über Euring (Europäische Union für Vogelberingung, https://euring.org/) koordiniert und verwenden spezifische Markierungsmethoden, Farb- und Ziffern/Buchstabenkombinationen.

Die Ziele dieser Beringungsprojekte können sehr vielfältig sein: angefangen bei den klassischen Fragen zum Vogelzug, über Aussagen zu Bestandsdynamiken, bis hin zur Durchführung von Verhaltensstudien an individuell unterscheidbaren Vögeln.

Weitere interessante Informationen über die Ziele von Beringungsprojekten sind in der Euring-Broschüre nachlesbar: https://euring.org/files/documents/brochure2007/EURING_brochure_german_2011.pdf

Einen spannenden Einblick über die Aufenthaltsorte der verschiedenen Zugvögel über den Jahresverlauf hinweg bietet der „Eurasian African Bird Migration Atlas“ (https://migrationatlas.org)

Was können wir tun

Die Meldung von Markierungsbeobachtungen hilft einerseits unmittelbar, diese Projekte zu unterstützen und zum anderen stellen die zurückgesendeten Informationen über den Vogel auch dem Beobachter interessante Erkenntnisse bereit. Anlaufstelle für die Meldung von Ringfunden ist die Seite von Euring: https://www.ring.ac ; bei Farbmarkierungen empfiehlt es sich, direkt das entsprechende Beringungsprojekt ausfindig zu machen und den Projektleiter zu kontaktieren. Die Seite European colour-ring Birding (https://cr-birding.org) unterstützt hierbei. Als Informationen sollte man folgendes per Email mitgeben: Vogelart, Ringnummer, -form und -farbe, Ort (ggf. mit Koordinatenangabe), Datum/Uhrzeit, Beobachter (Name inkl. Adresse, Email) und sonstiges Erwähnenswertes (z.B. Belegfotos, Verhalten etc.). Meistens antwortet der Projektleiter recht zügig mit weiteren Angaben zum beringten Vogel. Sie können Meldungen aus der Region gerne auch an die OAG-Chiemsee (info@oag-chiemsee.de) weitergeben. Wir wollen versuchen, diese Beobachtungen dann gesammelt im Jahresbericht bereitzustellen.

Ausgewählte Beobachtungen in der Region

Steppenmöwe:
04.01.2023, Fischer am See, Prien, weißer Ring 554:U, Beobachter: Johannes Almer
Beringung: 1.6.2020 als Küken bei Pasohlávky in Südmähren/Tschechien am Thaya-Stausee
Der Vogel verbrachte nach seiner Beringung die meiste Zeit in Südböhmen mit einem Abstecher im August 2021 nach Sachsen/Brandenburg.

Blässhuhn, ♀:
17.12.2022, Bernau, Feldener Rehapark (Beobachter Niko Mandl) und 28.12.2021, Chiemsee Westufer (Beobachter Max Kurzmann), 23.12.2023 (Max Kurzmann) und 31.12.2023 (Max/Marc Kurzmann) Strandbad Felden/Bernau; weisser Halsring Y97.
Beringung: 12.05.2021 bei Łódź, Polen; hielt sich bis mind. 21.08.2021 am Beringungsort auf. Interessanterweise wurde das Blässhuhn an zwei Wintern hintereinander an fast der gleichen Stelle beobachtet.

Lachmöwe:
30.10.2022, Chiemsee Südufer/Autobahnrastplatz, Ring FN 53.302, Beobachter: Florian Marchner
Beringung: 14.05.2012 bei Oświęcim / Südpolen als adulter, dort brütender Vogel. Der Wiederfund ist ca. 10,5 jahre später und befindet sich ca. 550km südwestlich vom Beringungsort.

Reiherente, ♀:
15.08. – 12.11.2022, Irschener Winkel, gelbe Schnabelring-Markierung 2L, Beobachter: u.a. Max Kurzmann, Lennart Mak, Niko Mandl;
Beringung: noch keine Informationen vorhanden

Raubseeschwalbe, diesjährig:
29.08.2022, Simssee, rote Fussring-Markierung YC84, Beobachter: Franz Fischer (weitere Info https://www.oag-chiemsee.de/raubseeschwalbe-mit-huckepack-sender/ )

Graugänse:
04.12.2021 – 07.01.2022, Irschener Winkel, Übersee, Hirschauer Bucht, mehrere Ind. mit roter Halsmanschette, Beobachter: Max Kurzmann, Marc Kurzmann; wurden tlw. kurze Zeit später in der Regentalaue beobachtet, dann zur Brutzeit in Tschechien und danach im Spreewaldraum.
Beringung: zwischen 2016 und 2021 in West-Böhmen;

Nonnengans:
19.12.2023 (Marc Kurzmann), 23.12.2023 (Max Kurzmann), Wiesen Aiterbacher Winkel, zusammen mit mehreren hundert Graugänsen und weiteren drei Nonnengänsen. Markierung: weißer Ring K05, rechtes Bein, Metallring linkes Bein. Nachforschungen haben noch kein Erfolg zur Herkunft gebracht.