Vogelzugmonitoring, Highlights, Diskussionen

Wieder einmal waren an die 30 Teilnehmer am Online-Stammtisch der OAG-Chiemsee dabei um sich über die interessanten Aktivitäten und ornithologischen Ereignisse des Chiemseegebietes zu informieren und auszutauschen.

Schwerpunkt des Abends war das Vogelzugmonitoring, ein spannendes Thema, das vielerorts ein Nischendasein fristet – so auch in unserer Region. Um uns der Thematik leichter anzunähern, konnten wir den Spezialisten Markus Faas dazu gewinnen aus seinem grossen Erfahrungsschatz zu berichten. Er führt die planmäßige Zugvogelbeobachtung bereits seit etlichen Jahren jeden Herbst am Hirschberg bei Pähl, südlich des Ammersees durch. Der Aufwand ist groß, was bedeutet, dass er zwischen September und November im Durchschnitt mehrmals pro Woche von Sonnenaufgang bis ungefähr zur Mittagszeit vor Ort beim Zählen ist. Doch die Mühen lohnen sich:

in Summe hat er bislang an die 5 Mio Vögel gezählt – im aktuellen Jahr 2021 waren es 760.000 – eine ganz ordentliche Ausbeute. Das Hauptgeschehen konzentriert sich auf maximal 10 „Massenzugtage“ mit mehr als 10.000 Individuen, die großteils. im Zeitraum zwischen 2.10. und 20.10. durchziehen.

Die großen Vogelmengen teilen sich auf wenige Arten auf. Ganz vorne liegt die Ringeltaube, die in Summe mit um die 500.000 Vögeln durchzieht, gefolgt von Buchfink, Erlenzeisig, Bergfink, Rauch-/Mehlschwalben, Wiesenpieper und Feld-/Heidelerchen. Nach Markus’ Einschätzung bewegen sich diese Vögel weitgehend in einer “Breitfront” von Nord nach Süd, ohne sich sonderlich an großräumige geologische Leitlinien zu orientieren.

Zahlenmäßig in weit geringerer Zahl – aber nicht weniger aufregend sind die Greifvogel-Beobachtungen (u.a. auch Merlin, Baum-/Rotfußfalke, Fischadler sowie spektakulär: Schelladler und Steppenweihe); und auch die ein oder andere spektakuläre Art ergibt sich quasi „nebenbei“: Rotkehlpieper, Sporn-, Schneeammer, Ortolan, Ohrenlerche, Ringdrosseln (nordische Art, ssp. Torquatus) , Mornellregenpfeifer sowie in größerer Höhe durchziehende Prachttaucher – hintereinander, aufgezogen wie an einer Schnur.

Nach kurzer Diskussionsrunde berichteten die lokalen Ornis Max Kurzmann und Niko Mandl über die Vogelzugmonitoring-Tätigkeiten in der Region. 

Auf der Suche nach geeigneten Standorten hat Max in diesem Herbst zwei Punkte ausgekundschaftet: Hittenkirchen/Kothöd südlich von Prien und das Söllhubener Feld – eine Anhöhe südlich zwischen Chiemsee und Simssee. Viermal wurde Kothöd besucht – das Resultat war spannend, allerdings bei weit geringerer Individuenzahl, möglicherweise aber auch den Terminen geschuldet – und zweimal wurde am Söllhubener Feld beobachtet. Ergebnis: neben den zu erwartenden Ringeltauben und Buchfinken, im drei- bis unterem vierstelligen Bereich, bereicherten Rotkehlpieper, Fischadler, Steinadler und überfliegende Raubseeschwalben die Beobachtungen.

Niko Mandl wiederum hat sich auf der anderen Seite des Sees einen Spot ausgesucht: den Linnersberg bei Chieming, der einen weiten Rundumblick in alle Richtungen erlaubt. Zusammen mit Aurelia Grein, Niko Thum und Max Kurzmann hat das Beobachtungsteam am 09.10. einen außerordentlich guten Zugtag erwischt mit ca. 26.000 Ringeltauben, über 7000 Buchfinken etc.. Insgesamt wurden an diesem Tag 35921 Vögel festgestellt. Diese Zahlen können sich – auch im Vergleich zum Hirschberg – schon sehr gut sehen lassen und motivieren zu weiteren Beobachungsreihen in den kommenden Jahren.

Anschließend gab es noch einen knappen Überblick der ornithologischen Besonderheiten des (noch nicht abgeschlossenen) 2. Halbjahres 2021 von Marc Kurzmann: u.a. Lach-/Brandseeschwalben, Spatel-/Schmarotzerraubmöwen, übersommernde Eis-/Prachttaucher, Gänse-/Bartgeier – sowie einen Überblick des regionalen Kranichdurchzugs.

Ausgiebige Diskussionen, sowie Anregungen und Appelle von Dirk Alfermann und Bernd-Ulrich Rudolph zur Schlafplatzzählung von Kornweihen und Kormoranen schlossen den informativen Abend ab.

Falls die Situation es zulässt, planen wir eine OAG-Exkursion am Chiemsee zwischen Weihnachten und Hl. Drei Könige. Näheres hierzu wird kurzfristig über die bekannten Kanäle mitgeteilt. Der nächste Stammtisch wird voraussichtlich Ende Januar/Anfang Februar mit einer Vorstellung der verschiedenen ornithologischen Monitoring-Programme stattfinden. Eine gesonderte Einladung hierzu wird noch folgen.