Wasservogelzählung Chiemsee: Ergebnisse Februar 2024

Der Trend vom Dezember und Januar scheint sich im Februar weiter fortzusetzen. Die äußerst geringe Gesamtzahl mit 6.595 Vögeln ist nicht nur die niedrigste Februar-Summe der letzten 12 Jahre, sondern auch fast halb so hoch wie der Februardurchschnitt in diesem Zeitraum (12.053 Ind.). Obwohl die Zählbedingungen bei trüber Sicht und (Niesel-)Regen nicht optimal waren, lässen sich die niedrigen Zahlen sicherlich nicht dadurch erklären. Am ehesten sind hier noch die niedrigen See- und Lappentaucher-Zahlen darauf zurückzuführen, die sich tedenziell auch mehr im etwas uferferneren offenen Wasser aufhalten. Am signifikantesten ist der Rückgang bei Tafelente (Bestand 13% vom 12-jährigen Durchschnitt), Kolbenente (26%), Lachmöwe (26%), Reiherente (38%), Stockente (40%) und Schellente (43%). Im eher üblichen Rahmen (wenngleich trotzdem meist unter dem Durchschnitt) waren hingegen Graugans, Krickente, Schnatterente, Spießente, Gänsesäger und Blässhuhn.

Ähnliche Tendenzen (wenn auch bei ungleich höheren Gesamtzahlen) sind übrigens auch vom Bodensee vermeldet worden.

Eine mögliche vorsichtige Erklärung könnte der warme Winter sein, der vermutlich ein geändertes Zugverhalten bei den Wasservögeln ausgelöst hat.

Hier noch der Reihe nach die Top-10-Arten: Blässhuhn (3.776 / 57,3% Anteil), Reiherente (957 / 14,5%), Graugans (436 / 6,6%), Stockente (398 / 6%), Schellente (276), Lachmöwe (118), Krickente (103), Schnatterente (102), Tafelente (54), Haubentaucher (53)

Die Verteilung der Blässhühner, Möwen, Schwimmenten, Tauchenten und Taucher der letzten 12 Februarzählungen:

Die Verteilung der Zahlen auf die einzelnen Zählstrecken Februar 2024 und Durchschnitt Februar 2013-2023. Auffällig ist, dass im Februar 2024 der sonst eher wasservogelreiche gesamte östliche Chiemseebereich ziemlich „vogelleer“ war!

Wasservogelzählung Chiemsee: Ergebnisse Januar 2024

Bei der ersten Draufsicht auf die Zahlen musste ich mir erst mal kurz die Augen reiben, ob das so stimmen kann. Mit gerade mal 7.779 gezählten Wasservögeln sind wir deutlich unter der 10.000-Marke geblieben und haben das zweitschlechteste Januarergebnis seit mind. 2012. Lediglich im Januar 2022 waren es mit 6.645 Wasservögeln noch niedrigere Zahlen – üblich sind Zahlen deutlich jenseits der 10.000 Vögel.

Allerdings lassen sich die Zahlen vom Januar ein wenig gerade rücken: der kühle und feuchte Morgen hat doch in größeren Teilen über der Wasserfläche für oberflächennahen Nebel gesorgt, sodass die Fernsicht stark eingeschränkt war. So waren beispielsweise am Priener Westufer die gegenüberliegenden Seiten von Sassau und Herreninsel nicht gut einsehbar. Lediglich schemenhaft waren dort Blässhühner zu erkennen – grob geschätzt noch zusätzlich mehrere hundert. So ist es auch nicht verwunderlich dass gerade die offenwasserliebenden Taucher eher unterdurchschnittlich vertreten waren (Haubentaucher: 72, Sterntaucher: 1, Prachttaucher: 6), während bestimmte Schwimmentenarten (Spießente: 52, Löffelente: 32, Schntterente: 190 und Pfeifente: 17) auf eher üblichem bis überdurchschnittlichem Niveau lagen.

Hervorzuheben sind die 21 Singschwäne, die in der Hirschauer Bucht zu sehen waren.

Hier noch der Reihe nach die Top-10-Arten: Blässhuhn (3213), Reiherente (1950), Graugans (570), Stockente (491), Tafelente (295), Schellente (269), Lachmöwe (211), Schnatterente (190), Haubentaucher (72), Krickente (70)

Die Verteilung der Schwimmenten, Tauchenten und Blässhühner der letzten 12 Januarzählungen:

Die Verteilung der Top-5-Arten der letzten Januarzählung:

Wasservogelzählung Chiemsee: Ergebnisse Dezember 2023

Mit insgesamt gezählten 11.814 Wasservögeln lag die Wasservogelzählung am 16. Dezember 2023 eher im unteren Bereich für einen Dezember, in etwa auf Vorjahresniveau.

Durch den sehr hohen Wasserstand (knapp 40 cm über mittlerem Seespiegel) – bedingt durch die starken Niederschläge, Tauwetter und Schneeschmelze bis in die mittleren Gebirgslagen, kam es zu außergewöhnlich niedrigen Zahlen durchgängig bei allen Schwimmenten, die die flacheren Uferzonen bevorzugen. Außerdem bemerkenswert: die Schellente, ebenfalls auf sehr niedrigem Niveau, scheint noch nicht richtig im Chiemsee-Winterquartier angekommen zu sein; umgekehrt ist die deutlich steigende Tendenz beim Prachttaucher bereits über viele Jahre zu erkennen und hat in diesem Jahr sein Dezember-Maximum erreicht. Ebenfalls scheint sich in diesem Jahr bei der Zwergmöwe die zunehmenden Zahl an Wintergästen weiter zu bestätigen. Mit 9 Vögeln brachte die Wasservogelzählung ein neues Wintermaximum.

Alle anderen Arten lagen im Bereich des in diesem Monat zu erwartenden.

Zusammenfassend noch die aktuellen Top-10 Arten (der Häufigkeit nach): Blässhuhn (4.618), Reiherente (3.028), Graugans (1.035), Tafelente (653), Lachmöwe (596), Stockente (536), Mittelmeermöwe (331), Schellente (191), Großer Brachvogel (137), Haubentaucher (125)

Als Diagramm noch die Schwimmenten-Entwicklung im Dezember der letzten 5 Jahre:

Die Wasservogelverteilung am Chiemsee im Dez. 2023

Im Vergleich zur nachfolgenden Verteilung im Dezember 2022

Ich bedanke mich bei allen Zählern für den großartigen Einsatz.

Der nächste Zähltermin findet dann wieder am Samstag, 13.01. statt. Bitte rechtzeitig melden, wenn eine Zählstrecke nicht wahrgenommen werden kann, damit wir entsprechend für Ersatz sorgen können.

Wasservogelzählung Chiemsee: Ergebnisse November 2023

Im Vergleich zum recht hohen Niveau des Vormonats können die Novemberzahlen nicht mithalten. Im Gegenteil: mit nur 10.944 gezählten Wasservögeln ist es der zweitniedrigste Novemberbestand seit mind. zehn Jahren. Lediglich im vergangenen Jahr waren es mit 9.014 Vögeln noch weniger.

Die Situation bei den Tauchenten ist hier gemischt. Während die Tafelente mit 1.009 Ind. wie schon im Vormonat gut über dem Durchschnitt liegt, sind Reiher- und Schellenten eher unterrepräsentiert gewesen. Die Kolbenente scheint sich mittlerweile im November schon beinahe ganz vom Chiemsee zu verabschieden. Gerade mal 16 Vögel wurden gezählt. In den 80er/90er Jahren war sie am Chiemsee noch mit bis zu weit über 1000 Vögeln im Oktober/November zu beobachten.

Auch sehr deutlich ist der Einbruch beim Blässhuhn: mit 4.143 Ind. liegt der Bestand um gut ein Drittel niedriger als in den Novembern der letzten fünf Jahre. Ebenfalls mit deutlich zu niedrigen Zahlen waren die Taucher unterwegs. Insbesondere der Haubentaucher war mit 154 Ind. mit halb so vielen Vögeln wie der Durchschnitt der letzten 5 Jahre deutlich unterrepräsentiert.

Demgegenüber ist die Situation der Schwimmenten eher positiv zu beurteilen. Vermutlich auch veranlasst durch den am Samstag noch eher niedrigen Wasserstand (der mittlerweile schon wieder deutlich über der Normalwassermarke liegt). Die Schnatterente war mit rekordverdächtigen 465 Ind. vertreten, ebenso rekordverdächtig auch die Pfeifente mit 62 Ind. und die Löffelente mit 80 Ind. Auch gut vertreten: die Krickente mit 224 Ind.

Die Zahlen von Lachmöwe und Graugans sind nicht wirklich belastbar. Hier ist es eher Zufall, ob die Vögel sich gerade auf dem See aufhalten und mitgezählt werden, oder ob sie sich auf den umliegenden Wiesen befinden.

Großer Höhepunkt der Novemberzählung war eine diesjährige Dreizehenmöwe bei Gstadt, beobachtet von Nikola Bichler und Karl Schönberger.

Hier noch die Verteilung (mit Diagramm der Top-5-Arten) bei der Novemberzählung:

Tanja Weichold, Reporterin vom Trostberger Tagblatt, hat Alfred Roozen in der Hirschauer Bucht begleitet und konnte dort einen schönen Eindruck von der Wasservogelzählung bekommen. Daraus ist ein Artikel in der Zeitung entstanden: https://www.pnp.de/lokales/landkreis-traunstein/wasservogelzaehlung-am-chiemsee-gaensesaegern-und-dem-seeadler-auf-der-spur-14830425

Ein weiterer Artikel, der insbesondere auf die Störung durch Wassersportler aufmerksam macht, ist heute erschienen: https://www.pnp.de/print/lokales/landkreis-traunstein/landkreis-traunstein/kanuten-und-paddler-schrecken-immer-haeufiger-voegel-auf-14849559

Ich bedanke mich bei allen Zählern für den großartigen Einsatz.

Wasservogelzählung Chiemsee: Ergebnisse Oktober 2023

Insgesamt lag die Menge mit insgesamt 19.692 Wasservögeln deutlich über Vorjahresniveau (Okt. des Vorjahrs: 14.236). Mit 9.868 Ind. haben die Blässhühner knapp die 10.000 verfehlt und nicht nur das höchste Oktoberergebnis, sondern überhaupt die höchste Summenzahl seit mind 2012 erbracht. Lediglich in der Saison 2016/17 gab es im Nov (9.033) und Feb (9.459) zwei weitere Monate jenseits der 9.000er Marke. Das zweithöchste Oktoberergebnis gab es 2017 mit 8.450 Ind.

Ebenfalls sehr ungewöhnlich ist, dass die Tafelente die Reiherente von Rang zwei abgelöst hat: sie hat mit 2.277 Ind. ebenfalls das höchste Oktoberergebnis seit mind. 2012 erreicht. Ähnlich hohe Oktoberwerte gab es 2012 (2.218), 2014 (2.103) und 2017 (2.006). Das höchste Ergebnis überhaupt seit 2012 gab es im Sept. 2017 mit 2.447 Ind. Bei der Tafelente ist es seit jeher so, dass der Höhepunkt der Rastbestände zwischen Sept. und Nov. liegt und dann sukzessive bis zum April abnimmt.

Demgegenüber gibt bei der Reiherente ein unterdurchschnittliches Ergebnis: 2.237 Ind. Abgesehen von den mageren Oktober-Daten 2018 (1.183) und 2019 (1.572) gab es keine Oktoberergebnisse seit mind. 2012 mit so wenig Reiherenten. Das Oktober-Maximum wurde 2017 erreicht mit hohen 6705 Ind.

Die weiteren „Top-10“-Plätze belegen Graugans (sehr hohe 1.426 Ind.), Stockente (945 Ind.), Schnatterente (568 Ind.), Lachmöwe (514 Ind.), Haubentaucher (305 Ind.), Krickente (294 Ind.) und Höckerschwan (131 Ind.) 

Der niedrige Wasserstand hat dazu geführt, dass die freiliegenden Schlammflächen des Chiemsees (insbes. Irschner Winkel, Hirschauer Bucht und Seebruck) auch gut durch zahlreiche Limikolen besucht wurden: 1 Austernfischer, 9 Sandregenpfeifer, 97 Große Brachvögel, 29 Bekassinen, 6 Flussuferläufer, 8 Dunkle Wasserläufer, 6 Sanderlinge, 1 Temminckstrandläufer und 38 Alpenstrandläufer. Sicherlich ebenfalls vom niedrigen Wasserstand profitiert haben einige Schwimmenten-Arten mit überdurchschnittlichen Rastzahlen, insbes. Schnatterente, Krickente, Löffelente und Spießente.

Interessant auch die örtliche Verteilung der drei häufigsten Wasservögel:

Blässhuhn

Tafelente

und Reiherente

Ich bedanke mich bei allen Zählern für den großartigen Einsatz.

Die Wasservogelzählung am Chiemsee ist in die neue Saison 2023/24 gestartet

Bei sommerlichem Wetter und damit leider einhergehenden Beeinträchtigungen durch den Freizeitdruck am See ist die Wasservogelzählung am Samstag, 16.09.2023 in die neue Saison gestartet. Die 14 Zählstrecken rund um den See wurden durch die etablierten Zähler dabei lückenlos abgedeckt. Im Anschluss zur vormittäglichen Zählung sind dann die Beobachter zum gemeinsamen Austausch im Wirtshaus zur Hirschauer Bucht zusammengekommen und haben den ersten Zähltag in der Saison noch einmal Revue passieren lassen. Mit der neuen Saison hat auch ein Wechsel in der Koordination am Chiemsee stattgefunden: Ulrike Riedel beendete ihre langjährige Koordinatorentätigkeit und übergab sie an Marc Kurzmann / OAG-Chiemsee. Ulrike sei auch an dieser Stelle für ihre langjährige und zuverlässige Koordination gedankt, die es ermöglichte, die vergangenen Jahre mit lückenlosen Beobachtungsdaten abzudecken.

Die Wasservogelzähler an der Hirschauer Bucht; © Marc Kurzmann, 16.09.2023

Die Ergebnisse des ersten Zähltags zusammengefasst:

  • Die Gesamtzahl beträgt 12239 Individuen, geringfügig weniger als vergangenes Jahr und inerhalb des Schwankungsbereichs der letzten 10 Jahre.
  • Auffällig ist die im Vergleich geringe Zahl an Schwimmenten, insbesondere Schnatterenten (119 Ind.), Krickenten (36 Ind.), Löffelenten (9 Ind.)
  • Die Top 5: Blässhuhn (6362 Ind.), Reiherente (1505 Ind.), Graugans (996 Ind.), Tafelente (545 Ind.) und Stockente (511 Ind.)
  • Die Zählstrecken mit mehr als 1000 Ind. waren: Hirschauer Bucht (3782 Ind.), Aiterbacher Winkel (1722 Ind.) und Irschener Winkel (1714 Ind.). An allen anderen Strecken wurden deutlich weniger Wasservögel beobachtet.

Allen Zählern sei an dieser Stelle herzlich gedankt.